Welche Rolle spielen Ziele in der Psychotherapie?

- 10. März 2022

 

Personen, die sich für Psychotherapie entscheiden, haben in der Regel Wünsche und Ziele für eine Veränderung in ihrem Leben. Doch schon die Art und Weise wie Ziele gesetzt werden kann einen Einfluss auf den Erfolg der Psychotherapie haben.

 

Wie bei jeder angestrebten Veränderung steht auch zu Beginn der Psychotherapie die Zielsetzung. Eigene Ziele vor Augen zu haben, motiviert Patient:innen an ihrem Verhalten zu arbeiten.

Ziele können dabei als eine Art Werkzeug eingesetzt werden. Sie helfen dabei, den Fokus auf das auszurichten, was man erreichen will – und wie man dort Schritt für Schritt hingelangt. Sie ermöglichen einem, eigenverantwortlich auf sie hinzuarbeiten und nicht einfach darauf zu warten, dass Wünsche durch Zufall in Erfüllung gehen.

Dass das Erreichen eigener Ziele einfacher ist, wenn man weiß, wohin man will und wie das Ziel konkret aussieht, wusste schon Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781): „Der Langsamste, der sein Ziel nicht aus den Augen verliert, geht immer noch geschwinder als der, der ohne Ziel umherirrt!“

Der Psychotherapieforscher Klaus Grawe unterscheidet zwei Arten von Zielen: Annäherungsziele und Vermeidungsziele, also sich entweder dem Erfolg anzunähern oder Negativem auszuweichen.

Grawe geht davon aus, dass bei Annäherungszielen ein Grundbedürfnis erfüllt werden soll. Grundbedürfnisse sind beispielsweise Orientierung („Ich will verstehen, wie die Welt funktioniert“), Kontrolle („Ich will beeinflussen, was in meinem Leben passiert“) oder Lustgewinn („Ich will Dinge erleben, die mir Spaß machen). Annäherungsziele können zum Beispiel sein: „Ich möchte meine Freunde häufiger treffen“ oder „Ich möchte ein Hobby anfangen“.

Im Gegensatz dazu beinhaltet ein Vermeidungsziel, wie das Wort schon sagt, die Vermeidung von z.B. Bedrohungen, Verletzungen oder Frustrationen. Typisch sind hier Ziele wie „Ich möchte nicht mehr depressiv sein“ oder „Ich möchte mich nicht so oft mit meiner Familie streiten“.

Befunde legen nahe, dass die Formulierung von Annäherungszielen mit größerer Wahrscheinlichkeit zu einer Erreichung von Zielen führt als die Formulierung von Vermeidungszielen. Es kann also von Vorteil sein, wenn man seine Ziele auf eine positive Weise festlegt. Bei Neujahrsvorsätzen könnte man sich anstelle des klassischen Ziels „Ich will keine Süßigkeiten mehr essen!“ zum Beispiel auch das Ziel „Ich will mehr Gesundes essen!“ vornehmen.

Die positive Formulierung von Zielen ist jedoch nicht der einzige Weg, mit dem Ziele erreicht werden können. Eine weitere Möglichkeit besteht aus der Verwendung der „SMART-Technik“.

Die „SMART“-Technik, die der Formulierung von Zielen dient, ist inzwischen in der Personalentwicklung genauso bekannt wie im Coaching oder in der Psychotherapie. Anhand dieser Technik fällt es häufig leichter erreichbare Ziele und die dafür erforderlichen Schritte zu formulieren. Jeder der Buchstaben in „SMART“ steht dabei für genaue Anforderungen bei der Zielaufstellung.

Ein gutes Ziel mit einer optimalen Erfolgsaussicht sollte demnach folgenden Kriterien beinhalten:

 

Durch das Einhalten dieser Technik wird schon während der Zielsetzung der Weg zum Ziel klarer. Deutlich wird dies zum Beispiel anhand des Bestandteils „Spezifisch“. Wird ein Ziel beispielsweise so formuliert: „Ich möchte am Mittwoch und am Samstag für mindestens 30 Minuten spazieren gehen“, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass dieses Ziel erreicht wird, deutlich höher als wenn das Ziel unspezifisch („Ich will mehr spazieren gehen“) formuliert wird.

Im Rahmen der Online-Lektionen von PSYCHOnlineTHERAPIE werden die Patient:innen mit Hilfe dieser Prinzipien bei ihrer Zielsetzung unterstützt.

 


 

 

 

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