Hausaufgaben in der Verhaltenstherapie

- 11. Mai 2023

 

Hausaufgaben kennt man vor allem aus der Schule – und seien wir mal ganz ehrlich, den meisten dürften Hausaufgaben eher negativ im Gedächtnis geblieben sein. Umso wichtiger ist es, mit dem negativen Bild von Hausaufgaben aufzuräumen. Denn auch in der Psychotherapie finden Hausaufgaben Verwendung und tragen zum Therapieerfolg bei. Aber wie sehen Hausaufgaben in der Psychotherapie aus und warum sind sie so wichtig?

 

Die (kognitive) Verhaltenstherapie (KVT) ist eine Form der Psychotherapie, die den Fokus auf die Verhaltensmuster und Gedankenprozesse eines Menschen legt. Ein Bestandteil dieser Therapieformen sind Hausaufgaben, die zwischen den Sitzungen bearbeitet werden.

Wichtig für die Wirksamkeit der Aufgaben ist, dass diese individuell auf die Bedürfnisse und die Lebenslage der Patient:innen angepasst werden und diese einen Sinn in den Aufgaben sehen. Auch wenn die Hausaufgaben in der Psychotherapie wenig mit den Hausaufgaben in der Schule gemeinsam haben, gilt auch hier: Regelmäßigkeit ist wesentlich. Es besteht aber kein Zwang, die Therapieaufgaben zu machen.

Beispiele für Hausaufgaben wären:

- das Führen eines Emotionstagebuchs, in dem man jeden Tag die eigene Gefühlslage protokolliert

- das regelmäßige Durchführen von Achtsamkeitsübungen wie beispielsweise Atemübungen

- das Konfrontieren mit Situationen, die sonst vermieden werden, zum Beispiel das aktive Ansprechen eines Konflikts auf der Arbeit

 

Folgende Hauptziele von Hausaufgaben können festgehalten werden:

 

  1. Festigung der in der Therapie erarbeiteten Erkenntnisse:

Inhalte aus den Sitzungen werden durch die Bearbeitung von spezifischen Aufgaben nochmal vertieft. Da Therapiestunden meist nur 50 Minuten dauern, ist es hilfreich, sich die erarbeiteten Themen und Ziele auch außerhalb der Sitzungen vor Augen zu führen. So können Denkprozesse schneller und nachhaltiger aufbrechen und sich verändern. Dafür bieten sich Hausaufgaben wie das Führen von Tagebüchern an, da das Besprochene nochmals reflektiert wird. Wenn man sich beispielsweise in der Therapie mit dem Gefühl Ärger auseinandergesetzt hat, könnte man dieses Gefühl als Hausaufgabe auch im Alltag beobachten.

 

  1. Brücke schaffen zwischen Therapie und Alltag:

Da das Therapiesetting eine ganz besondere Situation darstellt, die so im Alltag der Patient:innen nicht vorkommt, schaffen Hausaufgaben eine Brücke zwischen Therapie und Alltag. Man könnte beispielsweise in der Therapiesitzung erarbeiten, dass man sich bewusst Zeit für Pausen nehmen sollte. In der Sitzung würde man eine Atemübung durchführen. Um dieses neue Verhalten nun zu festigen, sollte es aus der Therapie praktisch in den Alltag übertragen werden. Eine mögliche Hausaufgabe wäre also die tägliche Anwendung der Atemübung.

 

  1. Förderung der Motivation und des Selbstbewusstseins:

Erfolgserlebnisse und Erkenntnisse, die man durch die Hausaufgaben hat, stärken das Selbstbewusstsein und führen zu einer höheren Motivation in der Therapie. Stellen Sie sich eine Patientin vor, die sich nach der Vorbereitung in der Sitzung traut, eine Problematik auf der Arbeit anzusprechen. Nach der erfolgreichen Bewältigung dieser unangenehmen Situation wird sie ähnlichen Situationen in Zukunft mit neuem Selbstbewusstsein begegnen.

 

Fazit:

Hausaufgaben stellen ein wichtiges Werkzeug in der (kognitiven) Verhaltenstherapie dar. Durch die individuelle Auswahl von praktischen Übungen werden die Themen der Therapie auch außerhalb der Sitzungen bearbeitet und es kommt schneller zu Veränderungen von Verhaltensmustern und Denkprozessen. Durch die Stärkung von Selbstbewusstsein und Motivation fördern Hausaufgaben zusätzlich den Therapieerfolg.

 


 

 

 

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